Teil 3Mit dem Rad von Rom zum Reschenpass in Tirolvom 24. Mai bis zum 4. Juni 2016
© Text und Bilder Klaus Goerschel
Am 24. Mai entschloss ich mich, Rom zu verlassen. Ich war begeistert von dieser Stadt und ihren historischen Monumenten. Auch es würde Wochen benötigen, all die Bauwerke und Museen genauer zu betrachten und ihre Entstehung kennenzulernen. Das würde jetzt den Rahmen meiner Radtour duch Italien sprengen. Um mir den mühsamen Weg mit dem voll bepackten Fahrrad durch die Innenstadt von Rom zu ersparen, orderte ich kurz entschlosssen ein Taxi und ließ mich auf der Via Aurelia 10 km hinter der Stadtgrenze absetzen.
Ich genoss es außerordentlich, wieder auf dem Rad zu sitzen und freute mich auf meine Fahrt nach Pisa. In Palidoro legte ich eine Kaffeepause mit süßem Kuchenstück ein. Auf der Via Aurelia ging es zügig nach Ladispoli weiter. Diese Pinienart erinnerte mich immer wieder an Rom.
Die Berge rückten nun näher an die Küste heran. Es war ein warmer Tag mit leichten Gegenwind. Die Küstenebene schien hier trocken und nicht besonders fruchtbar zu sein.
Zwischen S. Marinella und Civitavecchia schlängelte sich die Via Aurelia an der Küste entlang. Eine gute Seebrise ließ die bunten Stoffe im Wind flattern. Da die Via Aurelia 10 km hinter Civitavacchia eine Autostraße mit Fahrradverbot wurde, musste ich auf kleine Landstraßen möglichst nahe der SS 1 ausweichen. Hier auf dem Hügel die kleine Stadt Montalto di Castro.
Herrliches wildes Camping nahe Pescia Romana. Hier fand ich Ruhe und Erholung von den Anstrengungen in Rom, wenn auch nur für ein paar Stunden. Nun spürte ich, dass ich in der Toskana war.
Im 17. u 18. Jahrhundert grassierte in Grosseto die Malaria, weil die antiken Entwässerungsanlagen verkommen waren. Die Stadt war fast unbewohnt. Heute ist die Malaria beseitigt und Grosseto zählt mehr als 80 000 Einwohner. Hier machte ich eine längere Rast und stopfte ordentlich Pasta in mich hinein.
In Grosseto entschloss ich mich zu einem Umweg über Castiglione in Küstennähe. Ich wich damit dem Autoverkehr aus, nahm aber das Auf und Ab der Berge in Kauf.
Campingplatz kurz vor Follonica. Hier mussste ich nachts einen Fuchs verjagen, der an meine Essensvorräte wollte.
Toskanische Villa Auf einer bergigen Küstenstraße ging es unaufhaltsam auf Livorno zu.
Nach längerem Suchen fand ich im Zentrum von Livorno ein kleines Hotel. Unter den Arkaden etablieren sich immer wieder Bars und kleine "Ristorantes" Livorno ist auch heute noch eine bedeutende Hafenstadt am Thyrrenischen Meer. Hier die Wasserstraße zum venezianischen Viertel.
Auf der Via Aurelia fuhr ich von Livorno schnurgeradeaus nach Pisa.
Die Innenstadt von Pisa mit verwinkelten Gassen und den typischen gelb gestrichenen Kaufmannshäusern. Das Fahrrad schiebend trieb mich die Neugier zügig durch die Altstadt zum Schiefen Turm von Pisa. Im Mittelalter war Pisa neben Genua, Amalfi und Venedig die vierte Seefahrer-Republik Italiens. Aber 1406 verlor die Republik Pisa ihre Unabhängigkeit an Florenz. Unter der Herrschaft der Medici von Florenz und später als Teil des Großherzogtums Toskana verlor Pisa sein Macht. Einzig als Universitätsstadt, mit ihrem berühmtesten Sohn, dem Mathematiker, Physiker und Astronom Galileo Galilei, behielt sie ihr hervorragendes Renomee bis heute.
Eine bizarre Sculptur von Sünde und Reinheit.
Als ich die tatsächliche Neigung des Campanile von Pisa mit eigenen Augen vor Ort sah, war ich nicht mehr gewillt, den Turm zu besteigen. Auch wenn ich ihn auf Bildern schon oft gesehen hatte und auch wusste, dass er schon jahrhundertelang schief stand, so hatte das überhängende schräge Bauwerk für mich etwas von einem bedrohlichen Potential. Als mit dem Bau des Turmes, der als runder Glockenturm für den bereits 100 Jahrestehenden Dom geplant war, 1173 begonnen wurde, hatte man nicht gedacht, dass der Boden unter dem Fundament nachgeben könnte. Man ließ das Bauwerk erst ruhen, versuchte dann die Schieflage auszugleichen, aber ohne Erfolg. Statt der geplanten 100 Meter ließ man es bei 50 m bewenden. Seitdem ist der Turm mit knapp 4 Grad Schräge das Wahrzeichen von Pisa.
Nur einmal im Leben ein Römer sein. Das einträgliche Geschäft mit der Photografie.
Das Baptisterium, die Taufkirche, ist ein freistehendes Gebäude auf kreisrundem Grundriss wie die Rotunde des Heiligen Grabes in Jerusalem. Der Dom Santa Mariaa Assunta steht mit dem Baptisterium und dem schiefen Turm von Pisa auf dem Platz der Wunder. Der weiße Carara Marmor gibt den drei Gebäuden ein einheitliches Gepräge.
Vor einem kleinen Laden noch in Pisa legte ich eine Pause ein und bestellte mir etwas zu essen. Der junge Verkäufer belegte mir mir mit großer Aufmerksamkeit und Sorgfalt ein Baguette mit gekochtem Schinken. Er bediente mich außerordentlich freundlich und zuvorkommend. Dann verriet er mir, dass er auch eine Fahrradtour durch Italien gemacht habe, aber mit Anhänger, in dem sein Hund ein Körbchen hatte.
Auf dem Weg nach Florenz durch die schöne Toskana mit leicht bergigem Gelände. Der Abend dämmerte schon und ich hatte immer noch keine Bleibe gefunden. Ein freundlicher junger Mann, der mir verriet, dass er in Deutschland zum Triathleten geworden war, gab mir einen entscheidenden Tip. In Monte Lupo hatte ich ein wunderschönes Zimmer mit Blick auf den Fluss. Ich fuhr erst einmal ohne besonderes Ziel durch Florenz bis ich am Ufer des Arno stand. Erst dann orientiert ich mich und machte mich daran, diese historisch so bedeutsame wie auch kunstsinnige Stadt zu besichtigen. Nur ein wenig vorweg: Im 15. und 16. Jahrhundert war Florenz als Zentrum des europäischen Handels- und Finanzwesens eine der reichsten Städte Italiens. Gegründet wurde die Stadt 59. v.Chr. von Caesar als Militärlager in den fruchtbaren aber sumpfigen Niederungen des Arno. Es folgten wechselhafte Jahre, aber ab dem 12. Jahrhundert wurde die Stadt autonom und gewann an Macht und Bedeutung. Die Entwicklung der kulturgeschichtlichen Epoche der Renaissance nahm in Florenz, vor allem im Gefolge der Dynastie der Medicier seinen Ausgang. Die Stadt blühte auf und zog berühmte Künstler und Gelehrte an wie z.B. Donatello, Botticelli, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Galileo Galili, Machiavelli uvm.
Meine Stadtbesichtigung began ich am Palazzo Pitti. Dieser mächtige Renaissance Palast, der auf mich fast abweisend wirkte, war seit dem 16. Jahrhundert Residenz der Herzöge von Toskana, und damit zeitweise auch Wohnsitz der Medicier. 1919 trat ihn Viktor Emanuel III. an den italienischen Staat samt der bedeutende Gemäldesammlung ab.
Das ist der Ponte Vecchio, die "Alte Brücke" über den Fluss Arno. Sie wurde nach einem Hochwasser 1345 erbaut und war von Beginn an mit kleinen Läden ausgestattet, die man auf der Brücke betreten konnte. 1565 ließ Cosimo I. von Medici einen Geheimgang über die Ladenzeile bauen, der den Pittipalast mit dem Palazzo Vecchio verband. Nach seinem Bauherrn Vasari auch Vasarikorridor genannt.
Auch heute gibt es die kleinen Läden auf der Brücke, meist Schmusk- und Juweliergeschäfte. Großes Gedränge auf dem Ponte Vecchio. Über den Bögen der Vasari Korridor.
Ein Bild von mir auf dem Ponte Vecchio Spaziergang durch den Korridor der Uffizien, wohl eines der bekanntesten Kunstmuseen der Welt.
Von den Uffizien gelangte ich auf die Piazza Signoria, die von dem mächtigen Palazzo Vecchio beherrscht wird. Rechts an der Treppe die berühmte Statue des "David" von Michelangelo.
Die Loggia dei Lanzi, einst ein Wachlokal der Landsknechte, ist heute Schauplatz der offiziellen Zeremonien auf der Piazza Signoria. unter dem Dach der Loggia haben große Kunstwerke ihren Platz gefunden, wie beispielsweise
der Perseus von Benvenuto Cellini, wie er den Kopf der Medusa nach der Enthauptung triumphierend in die Höhe hebt oder
der Raub der Sabinerinnen von Giambologna.
Reiterstandbild von Cosimo I. de Medici. Er war ein autoritärer Herrscher, der vor Gewalt nicht zurückschreckte und die Herzogs-Macht des Hauses Medici begründete.
Die Kathedrale Santa Maria del Fiore von Florenz ist nach dem Petersdom, der St. Paul´s Cathedral in London und dem Mailänder Dom die viertgrößte Kirche in Europa. Architektonisch ist die Kuppel des Bruneleschi von herausragender Bedeutung. War früher der Campanile, der Glockenturm ein Statussymbol rivalisierender Städte so wurde es jetzt die Kuppel. Geduldig warteten die Menschen in einer mehrere hundert Meter langen Schlange auf Einlass in den Dom.
Ein letzter Blick zurück auf die gewaltige Kuppel der Kathedrale, dann verließ ich Florenz und machte mich auf der SS 65 auf den Weg nach Bologna.
Nach einem stechend heißem Tag in Florenz verließ ich die Stadt auf der SS 65 gegen 14 Uhr. Noch bevor ich die Stadtgrenze erreichte, ging es steil bergan, sodass ich in brütenden Hitze das Fahrrad schieben musste. Um auf direktem Weg nach Bologna zu gelangen, musste ich das Appenin Gebirge queren.
Mit viel Glück 8 km vor Scarperia einen Zeltplatz gefunden. 4 Uhr aufgestanden, 5 Uhr den Zeltplatz verlassen und nach Scarperia geradelt. Dunkle Wolken ballen sich zusammen.
Den Giogo-Pass, 882 m, erreiche ich schon 8.30 Uhr, obwohl ich auch auf diesen Pass viel schieben musste. Noch ist das Wetter freundlich. Aber nach Firenzuola waren die Berge von Wolken eingehüllt und es regnete kräftig.
Auf dem Raticosa Pass, 963 m, 13.30 Uhr. Durchnässt und durchfroren wärmte ich mich in diesem Chalet mit einer eine Tasse Kaffee auf. Vom Raticosa Pass ging es nicht zu steil den Berg hinunter. Es hatte auch aufgehört zu regnen. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht vor Bologna noch einen Höhenzug überwinden musste. Deshalb konnte ich mein Glück kaum fassen, bis Bologna nur bergab zu radeln. Ich war glücklich, dass ich den Appenin hinter mir hatte und nun bei schönstem Wetter in Bologna einfahren konnte. Bologna ist Hauptstadt der Region Emilia-Romagna und eine der wohlhabensten Städte Italiens. Bologna hat viele Beinamen beispielsweise "la rossa", die Rote, wegen der roten Farbe der Ziegel und Häuser oder "la grassa", die Fette, so genannt wegen des guten und gehaltvollen Essens, für das die Stadt berühmt ist, oder auch "la dotta", die Gelehrte, wegen der berühmten und ältesten Universität, 1088, Europas.
Torre degli Asinelli, einer der zwei Türme, die das Wahrzeichen der Stadt sind, photografiert von der Via Rizzoli, einer der Hauptstraßen Bolognas. Früher gab es in Bologna ca. 200 solcher Geschlechtertürme. Die Adelsfamilien ließen sich ursprünglich aus Sicherheitsgründen, später weil sie durch die Höhe des Turmes ihr Ansehen und die Macht manifestieren konnten, aus Prestigegründen diese Türme bauen.
Keine Stadt hat so viele und so wunderbare Arkaden wie Bologna. Für fast 40 km sollen die Gehsteige auf diese Weise überdacht sein. Über den Arkaden konnte der dringend benötigte Wohnraum für die wachsende Stadt geschaffen werden, während der Handel- Kaufmannsbetrieb nicht wesentlich beeinträchtigt wurde. Ich selbst genoss an diesem heißen Tag Schatten und Kühle unter den Arkaden.
Heute haben viele Bars und Restaurants ihre Tische und Stühle aufgebaut. Ein kleiner Espresso auf die Schnelle liegt immer drin.
Auf der Piazza Mercanzia mit der Loggia dei Mercanti, erbaut um 1390. Hier fand früher die Zollabfertigung der Stadtgemeinde statt. Die Piazza Minghetti mit der Statue des berühmten Bologneser Staatsmannes.
Die Kreuzung Via Rizzoli mit der Via dell´Indipendenza nahe dem Palazzo di Re Enzo.
Die Basilika San Petronio, beherrscht mit ihrer unvollendeten Fassade, die Piazza Maggiore. Von seinen Ausmaßen her, 132 m lang und 60 m brei, sollte dieser 1390 in Auftrag gegebene gotische Kirchenbau, größer als der damalige Petersdom in Rom sein. Als aber Bologna zum Territorum des Kirchenstaates gehörte, ist diese Absicht auf Anordnung des damaligen Papstes aufgegeben worden. Ich habe die Basilika vom Palazzo del Podesta auf mich wirden lassen und fand es schade, dass die herrliche Marmorfassade im unteren Teil nicht bis zum Giebel abgeschlossen wurde.
Gewaltige Pfeiler mit herausgehobenen Rippenbögen stützen die gotische Kirche. Sie ist dem heiligen Petronius, Bischof von Bologna und Schutzpatron der Stadt im 5. Jahrhundert gewidmet worden.
Palazzo d´Accursio oder auch Palazzo Communale war 1336 Sitz des Ältestenrates und später dann Regierungssitz der Stadt. 1530 empfing Karl V. hier die eiserne Krone von Italien. Seine Krönung zum Kaiser fand in der Basilika San Petronio statt. Heute beherbergt der Palast die Stadtverwaltung.
Der Palazzo di Re Enzo wirkte auf mich finster und schaurig. Ursprünglich war dieser Palasrt als Anbau an den Palazzo del Podesta, als erweitertes Verwaltungsgebäude vorgesehen. Aber 3 Jahre nach seiner Fertigstellung diente der Palast als Gefängnis für den Sohn Friedrichs des II. König Heinz, Re enzo, von Sardinien. Re Enzo blieb Häftling der Stadt bis zu seinem Tode 1272.
Die Piazza Maggiore wird von den bedeutendsten Gebäuden des Mittelalters umgeben. Hier ist es der Palazzo del Podesta, an der Nordseite des Platzest. Er wurde im 12. Jahrhundert gebaut und diente dem Podestas und seiner Verwaltung als Sitz des öffentlichen Dienstes.
Bevor ich Bologna verließ, gönnte ich mir noch eine reichhaltige bologneser Mahlzeit mit gerösteten Kartoffeln und einem Spinat-Fleischgemisch. So allerbestens versorgt, machte ich bei strahlend blauem Himmel auf den Weg nach Verona.
Ich verließ Bologna über die SS 568. Es war ein klarer sonniger Tag und ich war froh dem oft üblichen Dunst in der Po Ebene entgangen zu sein.
Nahe San Felice bot sich eine Wiesenstelle zum Campen an.
In aller Frühe fand ich hier eine Bank und einen Brunnen mit Trinkwasser. Zu meinem Müsli-Frühstück gesellte sich bald ein älterer Herr, der mir mit einer guten Unterhaltung beste Gesellschaft leistete.
Der Verkehr war mäßig und ich kam in der Po Ebene gut voran.
Nun tauchten sogar gut angelegte Gärten ohne Plastikplanen auf.
Bei Ostiglia überspannte ein große Brücke den Po. Jetzt war es unübersehbar, dass ich im Norden Italiens angelangt war.
Ich sah auch schon bald Mohn- und Frühlingsblumen. Leider bewölkte es sich stärker und es wurde auch kühler. Die Nähe der Alpen war zu spüren.
Verona, das Eingangstor an der Piazza Bra führt zum historischen Stadtkern.
Patrizierhäuser an der Piazza Bra.
Kleiner Park mit erfrischendem Springbrunnen auf der Piazza Bra.
Der Palazzo Barbieri, das Rathaus Veronas. Ich stand im Park und schaute versonnen auf den 1840 von Österreichern erbauten Palast, als plötzlich eine schmissige Kapella die italienische Nationalhymne herunter zu spielen begann. Ich ließ mich von dem mitreißenden Rhytmus gefangen nehmen und meinte, die Begeisterung über die Schaffung des italienischen Nationalstaates herauszuhören.
Das römische Amphitheater in Verona wurde im Jahre 30 n.Chr. errichtet. Am 10. August 1913 wurde anlässlich des 100. Geburtstages von Guiseppe Verdi die Oper Aida aufgeführt. Wegen der guten Akustik finden hier seitdem regelmäßig Opernaufführungen statt. Hier ein Bild an der Stelle wo der äußere Ring des Theaters noch erhalten ist. Die Piazza delle Erbe war Marktplatz und Versammlungsort der mittelalterlichen Stadtrepublik Verona. Umgeben von einer Fülle von Sehenswürdigkeiten, wie dem Palazzo Maffei, der Fontana di Madonna, dem Balkon der Julia, dem Löwen von St. Marc und den Fassaden der altehrwürdigen Patrizierhäusern ist überall große Geschäftigkeit zu spüren.
Die Etsch, fotografiert von der Ponte Pietra aus.
Der Hügel San Pietro mit dem Castel San Pietro. Die Burg beherbergt heute einen Campingplatz. Da ich nicht den Umweg über die große Stadtstraße machen wollte, musste ich mein Fahrad durch steilste Gassen nah oben schieben.
Camping vom Feinsten auf der Terasse der Burganlage.
Wunderschöner Blick vom Pietro Hügel über Verona.
Ein Lichtermeer als sich die Nacht über Verona senkte ....
.... und als die Sonne aufging, leuchtete Verona im Morgenrot.
Nach kurzer Fahrt über Bussolengo erreichte ich am späten Vormittag Lazise am Gardasee. Ich wollte in einem der Kaffees die Nähe des Garda Sees genießen, aber leider waren Bars und Restaurants restlos überfüllt.
So begab ich mich auf die Spaziergängerpromenade und fand dort eine freie Bank mit Blick über den schönen See.
Der Garda See vereint mediterranes Flair mit der alpinen Bergwelt.
Am liebsten hätte ich mir an diesem Strand einen Platz zum Campen gesucht. Riva am Garda See zeigt, dass hier mediterranes Klima herrscht.
Einsame Parkbank in Riva am Garda See. Von Südwesten zog ein kräftiger Wind auf und bald darauf regnete es. Für die Nacht fand ich ein kleines Hotel in Arco.
Für den heutigen Tag hatte ich mir vorgenommen, bis Bozen zu radeln. Morgens war es frisch, windig und regnerisch.
Entlang ausgedehnter Obstplantagen führte ein Radweg durch das Trentin.
Der Radweg wand sich durch Felder, Wälder und vorbei an kleinen Seen. Eine Wasserburg am stillen See. Entlang der Etsch auf dem schönen Radweg Via Claudia Augusta radelte ich bis nach Bozen.
Da der Radweg jede Windung der Etsch mitnahm, hatte ich in Bozen für diesen Tag 128 km im Sattel gesessen. Bozen ist Landeshauptstadt der autonomen Provinz Südtirol in Italien. Die Stadt gilt heute als wichtiges Begegnungszentrum zwischen dem deutsch- und italienischsprachigen Kultur- und Wirtschaftsraum im alpenländischen Raum. Bevor ich in einer Bar eine Bestellung abgab, schaute ich mich erst einmal um, ob hier italienisch oder deutsch gesprochen wird.
Das Standbild Walthers von der Vogelweide auf dem Walthersplatz in Bozen. Das Denkmal, dass 1889 errichtet wurde, besaß von Anfang an deutsch-nationale Symbolkraft, auch dadurch, dass es nach Süden blickt und so das Grenzgebiet des deutschen zum italienischen Kultur- und Sprachraum markiert. Als Antwort auf das deutsch-national interpretierte Denkmal wurde 1896 in Trient das Dante Denkmal eingeweiht. Die gotische Kathedrale "Maria Himmelfahrt" ist das Wahrzeichen Bozens. Die im 14. Jahrhundert errichteten Außenmauern bestehen aus rötlichem und gelblichem Sandstein. Durch die hohen gotischen Fenster ist die Kathedrale im Innern in helles Licht getaucht.
Nachdem mir die Empfangsdame des Hotels gesagt hatte, dass das Ötzi-Museum das meistbesuchteste Museum Italiens ist, sah ich mich in meinem Interesse bestätigt und schaute mir ausgiebig Mumie und Kleidung des Steinzeitmenschen an. Dies ist eine Nachbildung von Ötzi, die man auch fotografieren darf.
Weiter geht es auf dem herrlichen Augusta-Radweg immer am Ufer der Etsch entlang nach Meran. Der Fluss war gut gefüllt und weitere Regenfäle drohten.
Meran, über Jahrhunderte die Tiroler Landeshauptstadt, liegt in einem von Bergen bis zu einer Höhe von 3337 m umgebenen Talkessel. Dadurch ist Meran vor Niederschlägen und kalten Winden gut geschützt und hat sich auf Grund des milden Klimas zu einem gefragten Kurort entwickelt. Hier stehe ich in Meran auf einer Glaskanzel über der Etsch. Dieser Fluss, der in Reschen entspringt und in die Adria mündet, ist mit 415 km der zweitlängste Strom Italiens. Die Etsch wird nun bis zum Reschenpass mein Begleiter sein.
Gleich hinter Meran steigt der Radweg unerwartet steil an. Hier auf der Höhe von Naturns schlängelt er sich mit sanftem Anstieg durch die Obstplantagen. Nur die tiefhängenden Wolken machten mir Sorgen. Einige Kilometer vor Latsch begann es dann heftig zu regnen. Mit ein wenig Glück fand ich dann auch in dem Ort eine Unterkunft.
Am nächsten Tag hingen die Wolken immer noch tief, aber es regnete nicht mehr.
Mich noch schnell in Glurns mit einer Mahlzeit Pasta für den Aufstieg zum Reschenpass gestärkt.
Das Rad auf Zehenspitzen schiebend gerade wieder ein Steilstück bezwungen. Kurz vor dem Reschensee Blick zurück ins Etschtal.
Netter Nebeneffekt der Radreise: von Kalabrien bis zum Reschensee begleitete mich der Frühling. Nur in Sizilien herrschte Sommer.
Fast die ganze Reise hatte ich auf schönes Wetter in den Alpen gehofft. Leider regnete es am Reschensee.
Als ich dieses Ortsschild sah, war ich ergriffen. Nach ca. 3500 km Radfahrt durch Italien von Sizilien über Rom bis nach Reschen hatte ich nun nach knapp 6 Wochen das Ziel meiner Reise erreicht. Ich gönnte mir ein kleines "Hurra", konnte mich aber nicht länger daran aufhalten, da ich noch nach Nauders und Landeck wollte und weitere Regenfälle drohten.
Das Schild markiert den Beginn des wunderbaren Radweges Via Claudia Augusta. Dieser Radweg hat ein wenig darüber hinweg getröstet, dass ich auf meinem Weg durch Italien viel auf befahrenen Landstraßen fahren musste. |